Kategorien
WEG: Sabine Hack

Flechten und Verknüpfen

„Flechtwerk der Erinnerungen“, Rauminstallation von Sabine Hack

Wege kreuzen und verbinden sich, in der Landschaft wie in der Erinnerung, genauso streben sie auseinander. Das „Flechtwerk der Erinnerungen“ von Sabine Hack in der Kircheiber Ausstellung zeigt schon dem ersten Blick darauf, wie vielschichtig die Geschichte und die Geschichten sind und bleiben, auch wenn sie in einem Bild für einen Ort kulminieren.

So heterogen wie der Inhalt sind Form und Material: Das große Wandbild mit bedruckten und bestickten Stoffen fließt förmlich in den Raum. Tücher verschiedener Formate und Farben hängen und liegen wie zufällig da. Zwei Bilderrahmen und ein Sockel mit einer Pferdefigur flankieren den Mittelteil. Das steigende Pferd aus weißem Porzellan mit einem überlangen Schweif aus goldfarbenem Stickgarn ist nur eines der Tiere, die hier eine Rolle spielen. Es gibt ein zweites Pferd, eine Silhouette aus rotem Garn gestickt auf grün strukturiertem Papier; es gibt diverse Singvögel und Eulen, doch dominant sind die beiden Wölfe. Der eine schaut den Betrachter aus dem Zentrum der Installation heraus an, vor den Birkenstämmen breitet er seine Vorderläufe aus wie Arme – eine ungewöhnlich einladende Geste für das Raubtier. Wie ein Wasserfall (nicht farblich, aber in der Form) entspringt hier das tarnnetzartige Tuch, das in einen Brokatstoff mündet und sich auf weitere Textilien erstreckt, die zum Teil biografische Bedeutung für die Künstlerin haben.

Der Wolf, so Sabine Hack, ist nicht allein das märchenhafte, mythische Motiv, sondern gleichzeitig das aktuelleste ihrer Arbeit für die Ausstellung „WEG“ in der Kulturwerkstatt Kircheib: Er ist präsent in den Wäldern um den Ort, seine Spuren findet sie bis in ihren häuslichen Garten wenige Kilometer von Kircheib entfernt.

Die Pferde in ihren heraldischen Posen sind dagegen ein visuelles Echo aus fernen Zeiten: 1796 traf französische und österreichische Kavallerie, gefolgt von Infanteristen, in der Schlacht von Kircheib aufeinander. An die 2000 Tote blieben auf dem Feld; ein Gedenkstein in der Nähe des Ortes erinnert daran.

Die Textilien mit ihren Tiermotiven und Pflanzenornamenten deuten Geschichten an, die schon handwerklich auf dem Verknüpfen von Fäden beruhen. Das gesamte „Flechtwerk“ mit seinen Assoziationen anregenden Weg-Verbindungen spricht auf seine Weise auch von den nur abwesend anwesenden Menschen, die in diesen Verflechtungen lebten und heute leben.

http://sabine-hack.de