Kategorien
Wörterbuch

Bild

Manfred Mahsberg: Porträt Walter Benjamin (ca. 7,5 x 7,5 cm).

Allgegenwärtig, aber im Grunde ein Spezialfall. Ein Bild als statisches Objekt oder als prozesshaftes Phänomen (laufende Bilder) spricht in der Regel vor allem den Sehsinn an. (Es kann auch duften, zum Beispiel nach frischer Ölfarbe. Bei einem Relief ist auch das Raumempfinden beteiligt. Das Visuelle steht aber immer im Vordergrund.) Während sich der Mensch im Normalfall mit allen Sinnen auf die Welt richtet, Gefühl für Raum, Zeit und Atmosphäre hat, ist er vor einem Bild vor allem eben auf seine Augen angewiesen.

Das Bild als Objekt ist immer gemacht, ein Artefakt. Auch ein Zufallsfund in der Natur, auf Mauern oder im Abfall kann zum Bild werden nur durch die Entscheidung, es zum Bild zu erklären; eine minimale Form von Gestaltung, ausgehend vom Sehen. Der Akt besteht im Herausheben, Abgrenzen. Das ist auch für alle anderen Bilder wichtig: die begrenzte Fläche auf einem materiellen Träger, mit oder ohne Rahmen. Die Grenze eines Bildes muss dabei nicht in jedem Fall eine exakte Linie sein. Eine Szene auf einer Höhlenwand oder ein Spraybild auf einer Fassade etwa bezieht den Umraum mit ein und endet, wenn es nicht die gesamte Wand ausfüllt, da, wo sich seine motivische oder formale Ausstrahlung verliert.

Es gibt im übrigen keine Einschränkung der Technik, des Inhalts oder der Form bei der Bilderzeugung. Ein solches Artefakt kann abbildend (auf ein Vorbild bezogen) oder nicht abbildend (abstrakt, konkret) sein. Weshalb Abbild- oder Zeichentheorien immer nur einen Teilbereich des Phänomens behandeln können.

Das innere Bild, die Imagination, ist ein ganz anderer Fall. Was sich mental abspielt, hat weder Objektcharakter noch Raumgrenze. Imagination ist ein anderes Stichwort.

Wie mit Bildern konkret umgegangen wird in Produktion und Rezeption, das ist in den Kulturen und in geschichtlichen Epochen selbstverständlich unterschiedlich. Bildverstehen zu erklären, ist nicht ohne den Blick auf biologische Voraussetzungen und kulturelle Konventionen möglich. Ein Bild zu sehen ist Thema der Optik, es zu erkennen Thema der Kognition. Beides lässt sich schwer trennen; Sehen wird immer sogleich mit Wissen, mit Erfahrungen verbunden.

Der hier angestrebte Bild-Begriff soll allgemein und grundlegend sein. Er würde dann auch für alle Bild-Theorien gelten, von denen es eine Fülle gibt. Ebenso für die anthropologische Frage, was das erste Bild der Menschheit war.

Also haben wir vier Kriterien: Ein Bild ist ein auf begrenzter Fläche für die Augen gestaltetes reales Objekt.