Sie hatten seltener Erfolg als Männer und wenn, mussten sie besonders hart darum ringen: Künstlerinnen waren in der Geschichte zunächst die Ausnahme, erkämpften sich erst nach und nach ihre Rechte und das Wahrgenommenwerden. Heute sind die Frauen im Kunstberuf zwar etabliert, aber immer noch deutlich weniger erfolgreich als Männer. In unserer Diskussion zum Thema Selbstporträt* war das eine These. Es ist kein Vorurteil – das lässt sich mit aktuellen Zahlen belegen.
Es gibt zwar mittlerweile fast so viele Künstlerinnen wie Künstler in der Statistik, die auf Zahlen der Künstlersozialkasse von 2024 beruht: 11.253 zu 11.620. Aber die weibliche Künstlerschaft wird nach wie vor schlechter bezahlt, ihr freiberufliches Einkommen ist im Durchschnitt 30 Prozent niedriger. Ich beziehe mich hier ausschließlich auf die freien Künste: Malerei und Zeichnung, Bildhauerei, Konzeptkunst, Medienkunst und Performance.
2122 Euro im Monat brutto, das ist das höchste Durchschnittseinkommen – wenn der Betreffende männlich und Medienkünstler ist. 34 Prozent weniger kommen herein, wenn die Medien auf weiblicher Kompetenz beruhen. Die größte Einkommenslücke in den fünf Berufsfeldern tut sich hier auf. Am wenigsten bekommen Performance-Künstlerinnen mit 792 Euro monatlich. Ihre männlichen Kollegen in dieser Sparte erhalten 1136 Euro. Eine Differenz von 30 Prozent.
Auf Platz zwei rangieren die Maler und Zeichner mit 1437 Euro monatlich, ihre Kolleginnen verdienen 29 Prozent weniger; Platz drei nehmen die Bildhauer ein mit 1208 Euro, 28 Prozent darunter liegen die Einnahmen der Bildhauerinnen; und schließlich verbuchen Konzeptkünstler mit 1015 Euro 22 Prozent mehr als Konzeptkünstlerinnen.
Sorgearbeit für Kinder, Senioren oder Partner, die neben dem Beruf geleistet wird, ist nach wie vor ein Hauptgrund für geringere Künstlerinnen-Einkommen, abgesehen davon, dass wie in anderen Branchen auch für Frauen einfach niedrigere Tarife angesetzt werden – aus Tradition. Aber da gibt es doch noch die Stars mit sagenhaften Spitzeneinkommen? Na prima, aber logischerweise bedeutet das am anderen Ende um so geringere Einkommen. Das statistische Mittel beleuchtet indes, wie immer, nicht den Einzelfall, sondern verdeutlicht die Gesamtlage. Und die sagt: Die eingangs angesprochene historische Entwicklung ist noch nicht am Ziel.
* https://artigart.de/die-un-moeglichkeit-des-selbstportraets/