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WEG: Matthijs Muller

Uhrwerk mit Kapriolen

„Auszeit“ von Matthijs Muller

Das Geräusch fällt den Besuchern sogleich beim Betreten des Ausstellungsraums auf: „Klack“ und immer wieder „Klack“ schlagen die Plastikgitter eines ganzen Waldes von Fliegenklatschen aufeinander. Rote, grüne und gelbe Exemplare drehen sich, montiert an einem Uhrwerk mit sechs Motoren, auf Matthijs Mullers Maschine. Eine Konstruktion aus MDF-Platten, schnörkellose Architektur, trägt die Mechanik.

Die Fliegenklatschen klatschen, treffen aber keine Fliegen, allenfalls fächeln sie ein bisschen Luft. Wer darauf achtet, in welchem Takt sich die Plastikarme bewegen, erlebt eine gewisse Regelmäßigkeit. Es braucht allerdings einige Geduld, um den gesamten Ablauf zu erfassen. Das Uhrwerk schlägt im Sekundentakt, Zehn-Sekunden-, Minuten-, Zehn-Minuten-, Stunden und Zehn-Stunden-Takt mit je verschiedenen Armen.

Es lohnt sich, das Objekt zu umrunden und sich das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven anzuschauen. Wer zehn Stunden mitspielen würde, hätte trotzdem Mühe, das Verhalten der Maschine ganz zu erfassen. Der Künstler hat zusätzlich mehrere Klatsch-Variationen programmiert, die den Zufall mit ins Spiel bringen. Quer durch den regelmäßigen Takt gibt es hin und wieder Kapriolen. In jedem Fall beschert die bewegte Installation dem faszinierten Betrachter eine meditative „Auszeit“ – und so heißt das Werk auch.

Das Thema Zeit ist hier auf sehr ungewöhnliche Weise ins Bild gesetzt. Paradoxerweise steht die Maschine nicht still, obwohl sie ja die Zeit scheinbar totschlagen möchte. Sie läuft präzise, wie ein Uhrwerk es soll, weicht aber vom Gleichmaß des normalen Zeittaktes ab. Gemessene und erlebte Zeit sind bekanntlich nie deckungsgleich, auch dafür liefert die „Auszeit“ ein spielerisches Modell.

matthijs-muller.eu