Artists are fighting back

Wenn die so genannte Künstliche Intelligenz ein Kunstwerk produzieren soll, was immer man ihr als Inhalt dieses Begriffs einprogrammiert hat, wenn sie also ein Bild malen soll, kann sie schlecht einfach ein vorhandenes kopieren, denn das wäre bloß ein Plagiat. Also füttert man sie mit den Daten aller Werke einer Künstlerin, und die Maschine gestaltet daraus ein Werk im Stil der Vorbilder. Was natürlich Quatsch ist, denn wohl kein Künstler käme auf die Idee, mal ein Bild zu malen, das irgendwie so aussieht wie die Summe aller seiner bisherigen.

Vielleicht deshalb ist die „KI“-Industrie heute längst dabei, alles was an Bildern im Internet zu finden ist einzusammeln und damit die Algorithmen zu füttern. Aufgrund dieses Datenschatzes sollen dann richtige Kunstwerke entstehen, die die lebenden Künstlerinnen das Fürchten lehren. Nun ist das eher ein frommer Wunsch, denn dahinter steht keine schöpferische Leistung (wie bei den Vorbildern), sondern bloß eine – sicherlich staunenswerte – Rechenleistung. Die Ergebnisse lassen sich sicher gut auf der Kirmes verkaufen. Ja, das ist polemisch, ich weiß, dass die Kirmes heute Auktionshaus heißt.

Und ist es auch nicht intelligent, so hat es doch Methode: Mit dem populistischen Hype um „KI-Kunst“ lässt sich viel Geld verdienen. Das Problem ist aber, dass die verwendeten Vorbilder in der Regel urheberrechtlich geschützt sind, dass ihre Aneignung durch die Tech-Konzerne ohne Wissen, ohne Erlaubnis und ohne Vergütung der betroffenen Künstler geschieht.

Dagegen regt sich jetzt Widerstand: „Artists are fighting back“, schreibt Molly Crabapple auf ihrer Website mollycrabapple.com, „and people, it seems, are waking up.“ Die Malerin und Illustratorin hat mit anderen Künstler*innen eine Aktion gestartet, die Proteststimmen sammelt. Wer sich betroffen fühlt, kann sich auf http://hypebeast.com/2023/5/molly-crabapple-artificial-intelligence-art-petition informieren und findet einen Link zum Unterzeichnen. Das massenweise Abfischen von urheberrechtlich geschützten Bildern im Internet bezeichnet Crabapple als den größten Kunstraub der Geschichte.

Ist das nicht alles übertrieben, ist das Internet nicht ein Raum der Freiheit, von dem wir alle und auch die Künstlerinnen letztlich profitieren? Das ist ein frommer Wunsch, doch jeder, der seine Daten im Silicon Valley abgibt – und wer tut das nicht – weiß, dass die Realität anders ist. „Wir leben vielmehr unter kapitalistischen Bedingungen“, daran erinnert Naomi Klein in der Juni-Ausgabe der „Blätter für deutsche und internationale Politik“ (S.55), daher werden die Menschen nicht freier, sondern eher freigestellt, das heißt, Maschinen übernehmen ihre Jobs. Und diese bekannte Tatsache gelte nun auch für Künstler*innen. Sie werden, meint Klein, sogar unter den ersten sein, die von Technologien vom Markt gedrängt werden. Nicht nur Grafiker, Werbefotografen und Gebrauchsillustratoren könnten durch KI ersetzt werden, auch die Position freier Künstler sieht sie in Gefahr. Deshalb: Seine Urheberrechte an den Daten sollte keiner kampflos preisgeben. Crabapple, wir kommen.